Presse­mitteilung

Gerlach fordert von Bundesregierung Informationsoffensive zum Europäischen Gesundheitsdatenraum – Bayerns Gesundheitsministerin: Es reicht nicht, nur Gesetze auf den Weg zu bringen

Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach hat die Bundesregierung aufgefordert, die Gründung des Europäischen Gesundheitsdatenraums mit einer Informationsoffensive für die Ärztinnen und Ärzte sowie die Bürgerinnen und Bürger zu begleiten. Die Ministerin betonte am Freitag anlässlich einer Fachtagung in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München: „Die Sammlung gesundheitsrelevanter Daten und ihre Auswertung eröffnen ungeheure Chancen – für die Forschung, aber auch für eine bessere Versorgung. Ihren vollen Nutzen können digitale Innovationen aber nur entfalten, wenn die Anwendungen in der Praxis funktionieren und die Gesellschaft sie auch akzeptiert.“

Gerlach erläuterte: „Die Schlüssel zum Erfolg sind ausgereifte Technik, Kommunikation und die Vermittlung von Digitalkompetenz – sowohl für Patientinnen und Patienten als auch für die Leistungserbringer. Es reicht nicht, nur Gesetze auf den Weg zu bringen. Die Bundesregierung muss vielmehr ihre Vorhaben auch mit einer Fortbildungs- und Informationsoffensive begleiten.“

Gerlach ergänzte: „Wie funktioniert denn beispielsweise die elektronische Patientenakte? Welche Daten werden gespeichert? Wer kann auf die Daten zugreifen? Es muss jetzt die Angst vor dem „gläsernen Patienten“ genommen werden. Ich erwarte, dass Bundesgesundheitsminister Lauterbach die Ärztinnen und Ärzte und die Gesellschaft bei den Digitalisierungsvorhaben mitnimmt. Denn wenn der Europäische Gesundheitsdatenraum ein Erfolg werden soll, müssen wir das Vertrauen der Menschen gewinnen – der Menschen, die die Lösungen vor Ort anwenden, aber auch derer, die ihre Daten zur Verfügung stellen.“

Die Chancen und Risiken des Europäischen Gesundheitsdatenraums wurden am Freitag auch bei der Fachtagung „Datennutzung im European Health Data Space. Chancen und Risiken für Forschung und Innovation“ diskutiert. Dazu eingeladen hatten die Bayerische Akademie der Wissenschaften, das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention (StMGP) sowie das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst und die Firma Dierks+Company. Thema waren die Vorschläge der Europäischen Kommission, des Rats der EU und des Europäischen Parlaments zum Europäischen Gesundheitsdatenraum. Das StMGP war durch Amtschef Dr. Winfried Brechmann vertreten.

Prof. Dr. Markus Schwaiger, Präsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, betonte: „Als Bayerische Akademie der Wissenschaften bündeln wir exzellentes Fachwissen aus allen Disziplinen. So entstand aus der Gelehrtengemeinschaft bereits 2022 ein Positionspapier zur Nutzung von Patientendaten und ging 2022 die Initiative zur Veranstaltung ‚Daten teilen, Menschen heilen‘ aus. Ein zentrales Anliegen der BAdW ist es, Wissenschaft für die Gesellschaft nutzbar zu machen, sich in gesellschaftliche Debatten einzubringen und die Politik zu beraten. Das Timing für unsere gemeinsame Konferenz über Chancen und Risiken der Datennutzung im European Health Data Space hätte nicht besser sein können: Gestern hat der Deutsche Bundestag jeweils ein Gesetz zur elektronischen Patientenakte und zur Nutzung von Gesundheitsdaten verabschiedet, die am 1. Januar 2025 in Kraft treten werden. Das ist ein wichtiger Schritt für die Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen und damit auch zur besseren Versorgung der Patienten in Deutschland.“

Die Ministerin unterstrich: „Ich bin überzeugt: Richtig gemacht, werden alle Beteiligten vom Europäischen Gesundheitsdatenraum profitieren. Das gilt für die Patientinnen und Patienten, die Leistungserbringer, die Forschungseinrichtungen, die forschende Industrie und auch die Gesundheitswirtschaft.“

Gerlach ergänzte: „Wir wollen in Bayern als agiler Vorreiter in der Vernetzung und Nutzung von Gesundheitsdaten vorangehen. Bayern macht daher seit Jahren Tempo beim Thema Digitalisierung und der Datennutzung. Im Rahmen des Masterplans BAYERN DIGITAL fördern wir seit 2015 mit rund sechs Milliarden Euro Digitalisierungsvorhaben – auch in Gesundheit und Pflege.“