Bayerns Gesundheits- und Pflegeministerin Judith Gerlach wirbt für eine stärkere Digitalisierung und Technisierung im Pflegebereich, insbesondere im ländlichen Raum. Gerlach betonte am Freitag anlässlich der Eröffnung des Reallabors „HealthLab – Erlebnisraum Pflege“ im oberpfälzischen Bad Kötzting: „Bislang empfinden noch viele Pflegebedürftige und Pflegende Digitalisierung als Zusatzbelastung statt als Entlastung. Umso wichtiger ist, dass wir diese Bedenken abbauen und die Menschen von den Vorteilen der Digitalisierung überzeugen. Gerade im Pflegebereich, in dem ein akuter Fachkräftemangel droht, gilt es, die Vorteile der Digitalisierung und Technisierung besser zu nutzen. Davon profitieren nicht nur die Pflegekräfte und die pflegenden Angehörigen, die entlastet werden, sondern auch die Pflegebedürftigen selbst.“
Gerlach unterstrich: „Sehr viele ältere und pflegebedürftige Menschen wollen so lange wie möglich selbstständig leben und vor allem auch in der vertrauten Umgebung bleiben. Ich bin überzeugt, dass technisch-digitale Innovationen ein Teil der Lösung sein können, um diesen Wunsch zu erfüllen.“
Gerlach fügte hinzu: „Mit dem ‚HealthLab – Erlebnisraum Pflege‘ in Bad Kötzting können sich in der Oberpfalz interessierte Träger, professionelle Pflegekräfte und pflegende Angehörige in einem Reallabor über technisch-digitale Hilfsmittel, die den Pflegealltag für alle Beteiligten erleichtern und verbessern können, informieren und diese vor allem auch selbst ausprobieren und erproben.“
Das „HealthLab – Erlebnisraum Pflege“ ist in das Projekt „DeinHaus 4.0 – Niederbayern“, das an der Technischen Hochschule Deggendorf (THD) angesiedelt ist und vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention mit rund 4,5 Millionen Euro gefördert wird, integriert. Durch diese Integration können aufgrund der inhaltlichen und räumlichen Nähe der beiden Vorhaben Synergieeffekte genutzt werden. So sollen unter anderem im „HealthLab – Erlebnisraum Pflege“ Erkenntnisse aus dem Gesamtvorhaben „DeinHaus 4.0 – Niederbayern“ und anderen, relevanten Forschungsvorhaben der THD aufbereitet und vermittelt werden. Außerdem können Technologien und Know-how aus dem Projekt „DeinHaus 4.0 – Niederbayern“ in das „HealthLab – Erlebnisraum Pflege“ überführt werden.
Gerlach erläuterte: „Technisierung und Digitalisierung in der Pflege sind ein Baustein, dem Pflegenotstand wirksam entgegenzutreten und den Pflegeberuf attraktiver zu machen. Die Bayerische Staatsregierung unternimmt deshalb große Anstrengungen, die Weiterentwicklung neuer Technologien in der Pflege zu fördern. Wir haben bereits einige Förderprogramme auf den Weg gebracht, um die großen Chancen der Digitalisierung auch im Pflegebereich besser zu nutzen und die Vorteile sichtbar zu machen. Dazu zählen die eigenständigen Teilprojekte der Leuchtturmprojektreihe ‚DeinHaus 4.0‘, die in Unterfranken sowie in Nieder- und Oberbayern angesiedelt sind. Diese zeigen, wie Pflegebedürftige mittels intelligenter Assistenztechnik möglichst lange zuhause bleiben und selbstbestimmt leben können.“ Ein viertes Teilprojekt, das sich der Thematik Telepräsenzroboter bei Schlaganfallpatienten gewidmet hat und an der Ostbayerischen Technischen Hochschule in Regensburg (OTH) angesiedelt war, konnte Ende letzten Jahres erfolgreich abgeschlossen werden.
Die Ministerin fügte hinzu: „Darüber hinaus startet Bayern in diesem Jahr eine HighCare Agenda, mit der wir die Voraussetzungen schaffen, um die digitale Revolution in die Pflege zu bringen. Wir wollen Forschung und Entwicklung von Pflegeassistenzsystemen und Robotik-Innovationen voranbringen. Dazu gehört die gezielte Unterstützung von digitalen Pflegeanwendungen.“
Gerlach ergänzte: „Geplant ist außerdem eine breit angelegte Informationskampagne bei Pflegenden und Gepflegten. Ferner möchten wir eine digitale Musterpflegeeinrichtung entwickeln und mit Roadshow-Konzepten und mobilen Pflege-Labs die Technik zu den Einrichtungen im Land bringen und Berührungsängste bei den Menschen abbauen.“