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Integrative Medizin

Die zunehmend älter werdende Gesellschaft und damit verbunden mehr chronische und lebensstilbedingte Krankheitsfälle sowie Patientinnen und Patienten, die an mehreren Krankheiten gleichzeitig leiden, führen zu großen Herausforderungen für die Medizin. Die Integrative Medizin kann in bestimmten Teilbereichen wie der Gesundheitsförderung und Vorbeugung bei der Behandlung ergänzend eingesetzt werden.

Die Integrative Medizin entwickelt ein Gesamtkonzept mit dem Ziel zusätzlich zu herkömmlichen Methoden das Wohl der Patientinnen und Patienten mit Naturheilverfahren individuell zu fördern. Um diese gewinnbringend und ergänzend einzusetzen, werden Naturheilverfahren stärker wissenschaftlich in den Fokus genommen.

Der Freistaat Bayern unterstützt hierzu unterschiedliche Forschungsprojekte und blickt auch auf eine langjährige Unterstützung des Kompetenzzentrums für Komplementärmedizin und Naturheilkunde (KoKoNat) zurück. Für das Prüfen und Durchdringung von Naturheilverfahren sind neue Forschungsinfrastrukturen und medizinische Konzepte notwendig, die universitäres Forschungs-Know-how mit praktischer Kompetenz im naturheilkundlichen Bereich verknüpfen.

Das KoKoNat hat sich im Jahre 1989 als Studenteninitiative an den Medizinischen Fakultäten in München entwickelt und stellte mit Prof. Dr. med. Dieter Melchart von 2010 bis 2015 an der Technischen Universität München (TUM) die erste Professur für Naturheilkunde und Komplementärmedizin in Bayern. Seit 2020 gehört das KoKoNat der Fakultät Angewandte Gesundheitswissenschaften der Technischen Hochschule Deggendorf (THD) an. Ziel des Zentrums ist der Ausbau eines Kompetenznetzwerks mit klinischen Forschungs- und Versorgungskapazitäten mit den Schwerpunkten Kneipp und Traditionelle Chinesische Medizin. Dabei stehen insbesondere die Bereiche der Lebensstilmedizin und die Behandlung chronischer Erkrankungen im Mittelpunkt.

Förderprojekt zur Behandlung von Harnwegsinfekten

Bei der Studie zur individualisierten homöopathischen Behandlung zum Absenken des Antibiotikabedarfs bei Patientinnen mit wiederkehrenden Harnwegsinfekten handelt es sich um ein randomisiertes, placebokontrolliertes, multizentrisches, doppelblindes Forschungsvorhaben (iHOM-Studie). Häufig auftretende Harnwegsinfekte (mehr als zwei Infekte innerhalb von sechs beziehungsweise mehr als drei Infekte innerhalb von zwölf Monaten) kommen bei bis zu drei Prozent aller Frauen im Laufe ihres Lebens vor und stellen ein hohes Risiko für einen vermehrten Antibiotikaverbrauch in dieser Bevölkerungsgruppe dar.

In den aktuellen Leitlinien sind deswegen unter engmaschiger Kontrolle auch Therapieansätze ohne Antibiotikagabe vorgesehen. Ein Ansatz, der in dieser kontrollierten und randomisierten klinischen Prüfung untersucht werden soll, ist die Gabe eines individuell für die Patientin ausgesuchten homöopathischen Arzneimittels zur Prophylaxe. Die Anzahl der Harnwegsinfekte und der Antibiotikabedarf werden erfasst und nach Ende des Beobachtungszeitraums ausgewertet.

Ziel der Studie ist es herauszufinden, ob die Patientinnen unter Einsatz von Homöopathika im Vergleich zur Placebo-Gruppe seltener Antibiotika zur Therapie von Harnwegsinfekten benötigen. Dies könnte zu einer Reduktion des Antibiotikagebrauchs bei wiederkehrenden Harnwegsinfekten beitragen.

Projektbeteiligte: Technische Universität München, Klinikum rechts der Isar

Projektförderung: 701.635,73 Euro

Projektlaufzeit: 1. Januar 2021 bis 30. September 2025

Förderprojekt „Integrative Medizin in Bayern (IMBAY 2020)“

Die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland wünscht sich, im Sinne einer ganzheitlich ausgerichteten vorbeugend-medizinischen Versorgung, neben herkömmlichen medizinischen auch mit naturheilkundlichen Methoden behandelt und bei der Förderung eines gesunden Lebensstils unterstützt zu werden. Da dem verbreiteten Wunsch nach Integrativer Medizin jedoch bislang nur wenige Forschungsförderungen gegenüberstehen, beabsichtigte das Projekt „Integrative Medizin in Bayern“ (IMBAY-2020) auf diesem Gebiet neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen.

Die Studie hat ergeben, dass die Anwendung der integrativen Medizin nicht nur im ambulanten Bereich, sondern auch in bayerischen Akut-Krankenhäusern weit verbreitet ist. Zwei Teilprojekte haben dabei wissenschaftlich fundiert gezeigt, dass integrativ- medizinische Verfahren wirken können und deren Einsatz – zusätzlich zur konventionellen Medizin – einen wertvollen Mehrwert für Patientinnen und Patienten bieten kann. So können sie beispielsweise zur Verminderung von Symptomen und zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen.

Weitere Informationen zum Projekt

Imbay-2-Studie „Stressreduktions- und Lebensstilmodifikationsprogramm für Patienten mit Reizdarmsyndrom“

Das Reizdarmsyndrom, eine funktionelle Störung des Darms, ist ein heterogenes Erkrankungsbild mit einer Vielzahl von Einflussfaktoren. Die Betroffenen leiden oft unter diffusen Bauchschmerzen oder Unregelmäßigkeiten der Verdauung; Schätzungen zufolge sind etwa 10 % der Bevölkerung betroffen. Die prospektiv randomisiert kontrollierten Studie untersucht, inwieweit ein Programm zur Verringerung von Stress und zur Veränderung des Lebensstils, das Elemente der Integrativen Medizin umfasst, die Symptome bei Patientinnen und Patienten mit einem Reizdarmsyndrom positiv beeinflussen kann. Durchgeführt wird die Studie von der Klinik für Integrative Medizin und Naturheilkunde am Klinikum der Sozialstiftung Bamberg (Fördersumme 180.000,00 Euro).

Forschungsprojekt „Green Care: Natur und psychische Gesundheit“

Im Forschungsprojekt „Green Care: Natur und psychische Gesundheit“ wurde wissenschaftlich untersucht, inwiefern sich achtsamkeitsbasierte, naturgestützte Interventionen eignen, um die psychische Gesundheit von Menschen zu fördern. Das hierzu entwickelte „Naturgestützte Achtsamkeitstraining“ soll zur Heilung von Krankheiten beziehungsweise zur Vorsorge und Wiedereingliederung einer beziehungsweise eines Kranken beitragen. Die Zielgruppe des Projektes sind Menschen mit psychischen oder psychosomatischen Gefährdungen oder Krankheitsbildern wie zum Beispiel Erschöpfung (Burn-out), Depressionen oder Demenz.

Das Forschungsprojekt wurde durch das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention (StMGP) sowie das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV) finanziert.
Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitforschung zeigen, dass sowohl Patientinnen und Patienten mit Depressionen aus den Rehakliniken als auch gesunde Menschen aus der Allgemeinbevölkerung im präventiven Bereich von den achtsamkeits- und entspannungsbasierten Angeboten in der Natur profitieren.

In dem dreijährigen Anschlussprojekt „GreenCare 2.0“ soll das durch die Biosphärenregion Berchtesgadener Land und das Biosphärenreservat Rhön, bayerischer Teil, erarbeitete Angebot in Form von Multiplikatorenschulungen Verbreitung finden.

Förderprojekte „Forschungszyklus: Integrative Medizin und Naturheilkunde in der Behandlung des Post-COVID-Syndroms: Ein Multimodaler Therapieansatz“

Im Rahmen der Förderinitiative „Versorgungsforschung zum Post-COVID-Syndrom“ konnten im Forschungszyklus „Integrative Medizin und Naturheilkunde in der Behandlung des Post-COVID-Syndroms: Ein Multimodaler Therapieansatz“ erste Daten erhoben und Therapieansätze entwickelt werden.

Das Projekt „NaPoCo 2.0: Forschungszyklus 2.0: Integrative Medizin und Naturheilkunde in der Behandlung des Post-COVID-Syndroms: Ein multimodaler Therapieansatz“ adressiert eine bedarfsgerechte medizinische Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Post-COVID-Syndrom auf allen Ebenen der medizinischen Versorgung: vollstationär, teilstationär sowie ambulant.

Eines von drei Teilprojekten umfasst eine randomisiert Sham-kontrollierte, monozentrische Studie in Form einer ambulanten Behandlung von Post-COVID-Patientinnen und -Patienten mit vier wassergefilterten Infrarot-A-Ganzkörperhyperthermien innerhalb von zwei Wochen.

Verantwortlicher Ansprechpartner und Projektleiter ist Prof. Dr. Jost Langhorst, Chefarzt der Klinik für Integrative Medizin der Sozialstiftung Bamberg am Klinikum Bamberg.

Förderung: Das Projekt wird im Rahmen der bayerischen Förderinitiative Post-COVID-Syndrom mit bis zu 212.900,00 Euro gefördert.

Laufzeit: Der Projektzeitraum erstreckt sich vom 01.10.2023 bis zum 30.11.2025