Blick auf Sträucher, Bäume, Wiese und Feld

Der Eichenprozessionsspinner

Der Eichenprozessionsspinner ist ein Schmetterling, dessen Raupe kurze, für den Menschen gefährliche Brennhaare besitzt. Die Reaktionen reichen von heftigem Juckreiz bis Bronchitis oder Asthma. In Regionen, in denen dieser Schmetterling vorkommt, sind Vorsichtsmaßnahmen zu empfehlen!

Der Eichenprozessionsspinner ist ein Nachtfalter, der im ausgewachsenen Zustand für Mensch und Tier harmlos ist. Seine Raupen allerdings entwickeln, zum Schutz vor Fressfeinden, feine Haare, die allergische Reaktionen auslösen können. Die Raupen des Schmetterlings treten bevorzugt in warmen, trockenen Regionen auf, wo sie sich von Knospen und Blättern verschiedener Eichen- Bäume ernähren.

Die Raupen des Eichenprozessionsspinners bewegen sich oft in Kolonnen- Prozessionen fort, daher der Name: Eichenprozessionsspinner.

Bis zu 30 ältere Raupen begeben sich gemeinsam auf Nahrungssuche. Sie bewegen sich nebeneinander her, wodurch eine Prozession von zum Teil mehreren Metern entsteht. Ihre giftigen Haare können durch Luftströmungen weite Strecken zurücklegen. Die größte Gefahr geht deshalb in der Raupenfraßzeit (Anfang Mai bis Ende Juni) von dem Schädling aus.

Die Haare allerdings behalten über Jahre hinweg ihre giftige Wirkung und überdauern in Nestern, im Unterholz und im Bodenbewuchs. Das heißt auch, dass an der Kleidung anhaftende Haare lange Zeit immer wieder neue allergische Reaktionen auslösen können.

Eichenprozessionsspinner. Quelle: Albrecht E. Arnold / pixelio.de.

Entwicklung

Der Eichenprozessionsspinner ist ein Nachtschmetterling der von Ende Juli bis Anfang September fliegt. Ein Weibchen legt seine Eier ausschließlich im oberen Kronenbereich von Eichen ab. Anfang Mai schlüpfen die jungen Raupen. Ältere Raupen besitzen, nach der zweiten Häutung, kurze und lange Härchen, wobei die kurzen als Brennhaare ausgebildet sind. Die Brennhaare enthalten einen Giftstoff und schützen die Raupen vor Vögeln und anderen Fressfeinden. Mitte Juni ziehen sich die älteren Raupen tagsüber zur Häutung in typische, mit Kot und alten Larvenhäuten gefüllte und bis zu einem Meter lange Gespinstnester am Stamm und in Astgabelungen zurück. Ab Mitte/ Ende Juni verpuppen sie sich in Kokons. Die Brennhaare werden dabei abgelöst und in die Kokons eingesponnen. Die Nester aus Spinnfäden, Raupenkot, Häutungsresten und Puppenhülsen können mehrere Jahre erhalten bleiben.

Vorkommen

In Bayern sind vor allem die warm- trockenen Regionen Unterfrankens, Teile Mittelfrankens sowie das westliche Oberfranken betroffen. Auch aus dem westlichen Schwaben und aus Neumarkt/ Oberpfalz liegen Befallsmeldungen vor.

Gesundheitliche Folgen

Kommt der Mensch mit den Brennhaaren der Raupen, den Häutungsresten, den Nestern oder mit Brennhaar- kontaminierten Faltern in Kontakt, entsteht eine Hautentzündung – teils durch mechanische Reizung, teils durch toxische Bestandteile. Die Reaktion des Körpers auf das Gift der Brennhaare kann unterschiedlich ausfallen, insbesondere ist sie durch die Häufigkeit der Einzelkontakte mit den Haaren der Raupe beeinflusst. Die Heftigkeit der Reaktion steigert sich mit zunehmendem Kontakt. Zu den Symptomen gehören lokale Hautausschläge, die sich häufig durch gerötete Stellen zeigen. Abgesehen davon kann es zu heftigem Juckreiz, Schwellungen oder starkem Brennen kommen. In manchen Fällen bilden sich Quaddeln, Erhebungen oder Verdickungen der Haut oder es kommt zu Reizungen der Mund-  und Nasenschleimhäute. Das Einatmen der Brennhaare kann zu Bronchitis, Husten und Asthma führen. Zusätzlich treten häufig klassische Begleiterscheinungen einer allergischen Reaktion auf wie beispielsweise Müdigkeit, Schwindel oder Bindehautentzündung. Zu allergischen Schockreaktionen kommt es nur vereinzelt. Die Krankheitsdauer liegt bei zwei Tagen bis zwei Wochen.

Empfindlich sind besonders die Körperstellen an denen die Haut dünner ist (beispielsweise im Gesicht, am Hals oder an den Ellenbogen).

  • 01 Regel

    Besonders aufpassen sollten Sie, wenn Sie in den betroffenen Regionen…

    in Waldgebieten spazieren gehen

  • 02 Regel

    Besonders aufpassen sollten Sie, wenn Sie in den betroffenen Regionen…

    Freizeitanlagen wie Schwimmbäder oder Kinderspielplätze besuchen

  • 03 Regel

    Besonders aufpassen sollten Sie, wenn Sie in den betroffenen Regionen…

    Waldarbeiten in befallenen Waldgebieten erledigen

  • 04 Regel

    Besonders aufpassen sollten Sie, wenn Sie in den betroffenen Regionen…

    in Waldgebieten oder am Waldrand leben

  • 05 Regel

    Besonders aufpassen sollten Sie, wenn Sie in den betroffenen Regionen…

    Eichenbäume im eigenen Garten haben

  • 06 Regel

    Besonders aufpassen sollten Sie, wenn Sie in den betroffenen Regionen…

    Ihre Kinder draußen spielen lassen

  • 07 Regel

    Besonders aufpassen sollten Sie, wenn Sie in den betroffenen Regionen…

    in der Landschaftspflege oder Straßenmeisterei tätig sind

Maßnahmen zum Selbstschutz

  • Grundsätzlich sollten Sie die Befallsareale meiden,
  • jedenfalls aber Raupen und Gespinste nicht berühren,
  • Kleider sofort wechseln und nach Kontakt mit den Raupenhaaren duschen und Haare waschen,
  • empfindliche Hautbereiche (zum Beispiel Nacken, Hals, Unterarme) schützen,
  • auf Holzernte- und Pflegemaßnahmen verzichten, solange Raupennester erkennbar sind.
Warnschild Eichenprozessionsspinner am Straßenrand.

Bekämpfung

Die Bekämpfung sollte wegen der gesundheitlichen Belastung und der notwendigen speziellen Arbeitstechnik nur von Fachleuten durchgeführt werden. Zu den mechanischen Bekämpfungsverfahren gehört das Absaugen der Nester mit Spezialgeräten, das Fixieren der Nester durch Einsprühen (z.B. mit Wasserglas oder Sprühleim und Abnehmen in ein dichtes Behältnis) sowie die sachgerechte Entsorgung (Müllverbrennung). Auf keinen Fall ist Abflämmen geboten oder ein Wasserstrahl! Mechanische Verfahren sind arbeitsaufwändig, kostenintensiv und nicht immer ausreichend wirksam.

Außerdem gibt es die Möglichkeit der Bekämpfung durch Insektizide, zum Beispiel durch

  • Häutungshemmer: Wirken nur auf sich häutende Insektenstadien
  • Bacillus thuringiensis-Präparat: Wirkt nur auf Schmetterlingsraupen
  • Pyrethroide: Breitbandinsektizide
  • Neem-Präparat: Biologisches Breitbandinsektizid

Weitere Maßnahmen

  • Kennzeichnung von Befallsgebieten
  • Information der Bevölkerung durch Faltblätter

Bedeutung für den Wald

Die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft beobachtet seit Mitte der 1990er Jahre ein verstärktes Auftreten des Schädlings. Vor allem im Bereich der Fränkischen Platte zeigen öffentliche Gärten und Grünanlagen einen starken Befall. Eichen, die über einen längeren Zeitraum vom Befraß betroffen sind oder waren, werden auch anderen Schädlingen gegenüber anfälliger und sterben häufig ab.