Hitzewellen, die starke Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben können, nehmen auch bei uns in Bayern zu. Langanhaltend hohe Temperaturen belasten vor allem alte, pflege- und betreuungsbedürftige Menschen, aber auch Schwangere und Kinder. Wir wollen informieren und präventiv agieren, um die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger bestmöglich zu schützen.
Welche Auswirkungen hat Hitze auf den Körper?
Andauernd hohe Temperaturen haben vielfältige Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, besonders für
- ältere Personen,
- Schwangere,
- Säuglinge,
- Kleinkinder sowie
- Menschen mit Vorerkrankungen und
- Behinderungen.
Der Körper muss Schwerstarbeit leisten, um die Körpertemperatur konstant zu halten. So werden zum Beispiel Blutgefäße erweitert, wodurch der Blutdruck sinkt und das Herz schneller schlägt. Der Körper produziert vermehrt Schweiß, der auf der Haut verdunstet und damit kühlt. Ist der Körper nicht ausreichend in der Lage, diese Schutzmaßnahmen in Gang zu setzen, können unter anderem folgende Symptome auftreten:
- Kopfschmerzen
- Müdigkeit, Erschöpfungs- oder Schwächegefühl
- Kreislaufbeschwerden
- Herzrhythmusstörungen
- Übelkeit
- Schwindel
- Kurzatmigkeit
- Muskel- und Bauchkrämpfe
- stark gerötetes, heißes Gesicht
- ungewohntes Unruhegefühl
- Verwirrtheit
- erhöhte Körpertemperatur (über 37,5 °C)
Wie sich der Klimawandel auf unsere Gesundheit auswirkt
Die durch den Klimawandel bedingten Umweltveränderungen beeinflussen auch die Flora und Fauna. Zum Beispiel verändert und intensiviert sich der Pollenflug und belastet Allergikerinnen und Allergiker. Zuwandernde Tier- und Pflanzenarten, die eine Gesundheitsgefahr darstellen, werden bei uns heimisch und können Infektionskrankheiten und Allergien auslösen. Ein Beispiel ist die Asiatische Tigermücke. Diese Stechmückenart ist ursprünglich in den Subtropen heimisch. Durch gestiegenen Temperaturen in Europa ist sie seit wenigen Jahren auch in Deutschland zu finden. Die Asiatische Tigermücke überträgt zum Beispiel das Zikavirus und das Denguevirus, die schwere Infektionskrankheiten auslösen.
Für Allergikerinnen und Allergiker hat die Ausbreitung der Pflanze Beifuß-Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia) erhebliche Auswirkungen auf die Atemwege. Der Anstieg der Jahresdurchschnittstemperatur begünstigt die Verbreitung von Ambrosia artemisiifolia und kann auch zu einer Steigerung des allergenen Potentials dieser Pflanze führen.
Auch auf die menschliche Psyche haben die Folgen des Klimawandels zum Teil gravierende Auswirkungen. Extremwetter und Naturkatastrophen bergen Gefahren für Eigentum, Arbeitsplätze sowie die eigene Unversehrtheit und die unserer Mitmenschen. Wer eine solche Ausnahmesituation erlebt, muss die Erinnerungen und Ängste teils lebenslang bewältigen.
So schützen Sie sich bei Hitze
Mit angepasstem Verhalten und Achtsamkeit für Mitmenschen können Sie die Gefahren für sich und andere während der Hitzeperioden deutlich reduzieren:
Wann spricht man von einer Hitzewelle?
Hitzewellen nehmen auch in Bayern zu. Im Vergleich zu den 1950er-Jahren gab es zwischen 2011 und 2020 eine Verdreifachung der Hitzetage – Tendenz steigend. Eine Hitzewelle ist dabei eine Folge mehrerer aufeinander folgender Tage mit Belastung durch hohe Temperaturen. International existiert keine einheitliche Definition des Begriffs Hitzewelle. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) spricht von einer Hitzewelle, sobald die Temperatur an mindestens drei aufeinanderfolgenden Tagen über 28 °C liegt.
Tipp: Über die Website des DWD erhalten Sie den Newsletter „Hitzewarnungen“, der Hitzewarnungen auf Landkreisebene enthält. Zusätzlich werden ältere Menschen und Stadtbewohner unter bestimmten Voraussetzungen gesondert benachrichtigt. Der Newsletter und weitere Informationen sind kostenfrei auf der Internetseite des DWD verfügbar.
Der Newsletter unterscheidet bei seinen Warnstufen zwischen starker und extremer Wärmebelastung. Eine erste Warnung erfolgt, wenn eine starke Wärmebelastung für mindestens zwei Tage in Folge vorhergesagt wird. Die gefühlte Temperatur beträgt über 32 °C; die Abkühlung durch kühlere Nachtstunden ist nur gering. Eine extreme Wärmebelastung liegt vor, wenn die gefühlte Temperatur am frühen Nachmittag 38 °C überschreitet. In die Berechnung der gefühlten Temperatur fließen dabei auch Parameter ein, die das Temperaturempfinden der Menschen beeinflussen. Das sind zum Beispiel Luftfeuchte (Schwüle), Strahlung und Wind.
Was ist ein Hitzeaktionsplan?
Kommunale Hitzeaktionspläne sind nicht nur ein zentraler Baustein zum Gesundheitsschutz bei steigenden Temperaturen, sondern auch wichtiger Bestandteil von regionalen Strategien zur Klimaanpassung. Auf die jeweilige Region zugeschnitten, sind sie eine Handlungsanleitung, wie Bürgerinnen und Bürger gewarnt und über mögliche Schutzmaßnahmen informiert werden können. Zentral sind in Hitzeaktionsplänen vor allem präventive Maßnahmen, mit denen sich Kommunen mittel- beziehungsweise langfristig an die veränderten klimatischen Bedingungen anpassen können.
2017 hat eine vom Bundesumweltministerium geleitete Bund/Länder-Ad-hoc-Arbeitsgruppe „Gesundheitliche Anpassung an die Folgen des Klimawandels (GAK)“ konkrete „Handlungsempfehlungen für die Erstellung von Hitzeaktionsplänen zum Schutz der menschlichen Gesundheit“ erarbeitet. Die entstandenen Handlungsempfehlungen beinhalten Empfehlungen zu kurzfristigen Sofortmaßnahmen, aber auch langfristige, mitunter kosten- und zeitintensive Empfehlungen, die es bei der Klimaanpassung grundsätzlich zu berücksichtigen gilt. Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) informiert auf seiner Schwerpunktseite zu Hitzeaktionsplänen über Kernelemente und Handlungsempfehlungen.
Die Handlungsempfehlungen können auf der Website des Bundesumweltministeriums heruntergeladen werden.
Zahlreiche Kommunen in Bayern haben bereits Klimaanpassungskonzepte beschlossen; erste Kommunen arbeiten an der Erstellung und Umsetzung von Hitzeaktionsplänen, unter anderem:
- Augsburg: Klimawandel-Anpassungskonzept der Stadt Augsburg, unter anderem mit Berichten zu Maßnahmen und Umsetzung, Leitprojekt Hitzeaktionsplan enthalten
- Regensburg: Kommunales Hitzemanagement und Schlüsselmaßnahmen
- Nürnberg: Bericht und Ratgeber zum Thema „Klimawandel und Gesundheit“ mit Schwerpunkt auf die Hitzebelastung sowie weiterführende Informationen
- Würzburg: Informationsportal zu Umwelt und Klima mit zahlreichen Maßnahmen rund um Hitze
Hitzeschutz in Bayern – Initiativen des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit, Pflege und Prävention
Das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention setzt sich angesichts steigender Temperaturen dafür ein, Menschen besser über die Risiken durch Hitze aufzuklären und Kommunen bei Klimaanpassungsmaßnahmen zu unterstützten.
Kompetenzzentrum für Gesundheitsschutz im Klimawandel am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL)
Ende 2022 hat das das Kompetenzzentrum für Gesundheitsschutz im Klimawandel am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) seine Tätigkeit aufgenommen. Es bündelt die verschiedenen interdisziplinären Aktivitäten und schafft Synergien zur Bewältigung der klimatisch bedingten Herausforderung im Gesundheitsbereich.
Ziel des Kompetenzzentrums ist, die Aktivitäten des LGL zum Thema Klimawandel und Gesundheit zu vernetzen und zu koordinieren.
Dabei umfasst das Kompetenzzentrum drei Schwerpunkte:
- das zentrale Hitzemanagement als Beratungsstelle für Kommunen in Bayern,
- die Landesarbeitsgemeinschaft Gesundheitsschutz im Klimawandel (LAGiK) und
- die (Forschungs-)Projekte am LGL im Kontext von Klimawandel und Gesundheit.
Sonderbeauftragte des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege für Klimaresilienz und Prävention
Das Kompetenzzentrum für Gesundheitsschutz im Klimawandel am LGL wird durch die Sonderbeauftragte des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege für Klimaresilienz und Prävention unterstützt. Staatsminister Klaus Holetschek hat für diese Position im Februar 2023 Professorin Claudia Traidl-Hoffmann ernannt.
Landesarbeitsgemeinschaft Gesundheitsschutz im Klimawandel (LAGiK)
Auf Initiative von Staatsminister Klaus Holetschek wurde im September 2021 die Landesarbeitsgemeinschaft Gesundheitsschutz im Klimawandel (LAGiK) gegründet. Ziel der Arbeitsgemeinschaft ist es, die Bürgerinnen und Bürger über negative gesundheitliche Auswirkungen des Klimawandels zu informieren und davor zu schützen. Dazu werden unter anderem relevante Akteure vernetzt, Präventionskonzepte abgestimmt, Kommunikationsstrategien und Informationsmaterialien erarbeitet und verbreitet und Forschungskooperationen initiiert. Das erste Schwerpunktthema der LAGiK ist die gesundheitliche Belastung durch Hitze.
Klimaanpassung in der Pflege (Projekt KlapP) – Für Fach- und Pflegekräfte sowie pflegende Angehörige
Ziel des Projektes „Klimaanpassung in der Pflege“ (KlapP) ist es, für den Bereich der Pflege Informationsmaterialien zum Umgang mit Hitzeereignissen zu konzipieren. Schon jetzt stehen in der Pflege Tätigen und pflegenden Angehörigen konkrete Handlungsempfehlungen bei hitzebedingten Symptomen sowie Maßnahmen und Tipps zum Umgang mit Hitze zur Verfügung. Auch kostenlose Online-Schulungen werden angeboten.
Unterstützung für Kommunen
Bei der Erstellung von Hitzeaktionsplänen unterstützt die Bayerische Staatsregierung Kommunen mit Handlungsanleitungen und Fachwissen, zum Beispiel mit der Toolbox „Hitzeaktionspläne in Kommunen – Unterstützung bei der Erstellung von Maßnahmen und Konzepten“. Der Baukasten erleichtert es den Vertreterinnen und Vertretern der Kommunen, einen eigenen, auf ihre individuellen Strukturen, Bedürfnisse und Mittel angepassten Hitzeaktionsplan für ihre Kommune zu realisieren. Darüber hinaus führt das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) regelmäßig Workshops zu Hitzeaktionsplänen für Verantwortliche in den Kommunen durch. Videos der Vorträge sind auf der Übersichtsseite des LGL abrufbar:
Pilot-Projekt „Hitzeschutz einer Gesundheitsregionplus“ (HitziG)
Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) setzt in Zusammenarbeit mit der Gesundheitsregionplus Straubing das Pilot-Projekt „Hitzeschutz in einer Gesundheitsregionplus“ (HitziG) um. Dabei soll bis Ende 2023 ein passgenaues Hitzeschutzkonzept für eine Kommune erstellt werden, das zukünftig anderen Kommunen als Best-Practice-Beispiel dienen kann.