Ergotherapeut/in

Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten sind Problemlöser in Situationen, wenn Menschen nicht mehr tun können, was sie gerne tun möchten. Sie verhelfen Menschen zu Gesundheit, indem sie diese dazu befähigen, alltägliche Aktivitäten (wieder) ausführen zu können oder an ihnen teilzuhaben. Informieren Sie sich hier über das Berufsbild sowie über Möglichkeiten zur Aus- und Weiterbildung.

Was machen Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten eigentlich?

Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten erfassen und fördern die Teilhabe, die Lebensqualität und das Wohlbefinden von Patientinnen und Patienten. Gesellschaftliche Teilhabe und selbstbestimmtes Leben sind die Grundlagen dafür, dass Menschen ihren Alltag bewältigen können, dass sie zufrieden sind und ein gutes Leben nach ihren individuellen Vorstellungen, Wünschen und Bedürfnissen leben können.

Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten unterstützen Menschen in jedem Alter, wenn diese ihren Alltag nicht mehr meistern können. Dazu gehören beispielsweise Kinder mit motorischen oder geistigen Entwicklungsverzögerungen oder Verhaltensstörungen, Menschen mit schwerwiegenden Erkrankungen, die körperliche oder seelische Einschränkungen nach sich ziehen (zum Beispiel nach einem Schlaganfall), betagte Menschen mit Alterserkrankungen oder auch Menschen, deren Alltag sich durch ein einschneidendes Erlebnis oder durch Übergangssituationen massiv verändert hat und nicht mehr allein bewältigen lässt.

Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten begleiten diese Menschen bei den für sie wichtigen Handlungen, die ihnen Teilhabe und selbstbestimmtes Leben ermöglichen, also beispielsweise auf dem Weg zum und im Supermarkt. Andere Menschen möchten sich wieder selbständig waschen und ankleiden können oder suchen nach einer Möglichkeit, trotz körperlicher Einschränkung mobil zu sein. Um herauszufinden, wie das für eine bestimmte Person am besten geht, steigen Ergotherapeuten mit ihren Patientinnen und Patienten auch schon mal in den Bus oder in die Bahn.

Stimmen aus Ausbildung und Berufsalltag

„Eine gute Ergotherapie ist eine individuelle und mit dem Klienten erarbeitete Therapie zur Verfolgung seiner eigenen Ziele.

Ich mache eine Ausbildung als Ergotherapeutin, weil ich Menschen mit physischen oder psychischen Einschränkungen den Alltag erleichtern bzw. sie in ihren Tätigkeiten unterstützen und begleiten möchte.“

Teresa Geiselmann, Günzburg, 1. Ausbildungsjahr

„Ich mache eine Ausbildung zur Ergotherapeutin, weil die Ergotherapie so vielseitig ist. Ich bin bisher in meiner Ausbildung mit sehr, sehr vielen unterschiedlichen Menschen in Kontakt gekommen und das finde ich super spannend und macht mir großen Spaß.“

Laura Mayr, Günzburg, 3. Ausbildungsjahr

„Ergotherapeuten sind in der Gesundheitsversorgung in Bayern unverzichtbar, weil unser Blickwinkel dem Alltag des Klienten in den Bereichen Selbstversorgung, Produktivität und Freizeit gilt. Wir sind Experten dafür, den Klienten zum eigenen Tun zu befähigen.

Ich arbeite gerne als Ergotherapeutin, weil es mir Spaß macht, unterschiedliche Menschen kennenzulernen und sie auf ihren Weg zu begleiten. Nicht nur der Klient lernt etwas von der Ergotherapeutin, sondern auch die Therapeutin von dem Klienten.“

Eva-Maria Fürsattel, Eckental, 27 Jahre

Wie werde ich Ergotherapeutin oder Ergotherapeut?

Voraussetzungen

Hier sind einige Voraussetzungen, die Du unbedingt mitbringen solltest, wenn Du Dich für diese Ausbildung entscheidest:

  • Interesse an Themen wie Gesundheit und Krankheit, Lebensqualität, gesellschaftliche Teilhabe
  • Motivation für die Arbeit mit Menschen in jedem Lebensalter
  • kommunikative und interaktive Fähigkeiten
  • Einfühlungsvermögen und Offenheit für andere
  • Flexibilität und Kreativität bei der Lösungsfindung
  • Verschwiegenheit über Patientenbelange

Für die Ausbildung an einer Berufsfachschule ist grundsätzlich ein mittlerer Schulabschluss oder eine gleichwertige Vorbildung erforderlich. Mit einem Hauptschulabschluss und einer anschließenden abgeschlossenen Berufsausbildung von mindestens zweijähriger Dauer kannst Du die Ausbildung ebenfalls beginnen.

Für das Studium ist mindestens die Fachhochschulreife oder ein gleichwertig anerkannter Abschluss erforderlich.

Über diese formalen Voraussetzungen hinaus können noch weitere Aufnahmekriterien gelten, zum Beispiel das Bestehen eines (hoch-)schulinternen Auswahlverfahrens, schulische Leistungen und etwaige Wartezeiten oder ein Vorpraktikum.

Ausbildungsbeschreibung

Die Ausbildungsdauer beträgt in Vollzeit drei Jahre und findet in theoretischem und praktischem Unterricht an einer privaten oder staatlichen Berufsfachschule für Ergotherapie statt. Die Berufsfachschule kooperiert für die praktische Ausbildung zum Beispiel mit Ergotherapiepraxen, mit Kliniken oder Rehabilitationseinrichtungen.

Die Ausbildung ist bundesweit einheitlich geregelt und endet mit einer staatlichen Prüfung. Im Anschluss an die erfolgreich abgeschlossenen Abschlussprüfungen erhalten Absolventinnen und Absolventen die staatliche Anerkennung und die Erlaubnis zum Führen der Berufsbezeichnung „Ergotherapeutin“ oder „Ergotherapeut“.

Daneben besteht (vorerst befristet bis 2024) die Möglichkeit, Ergotherapie grundständig als Modellstudiengang zu studieren. Mit erfolgreichem Abschluss des Studiums erhalten Absolventinnen und Absolventen neben der Berufszulassung den Bachelor of Science (B.Sc.). In Bayern gibt es aktuell keinen solchen Modellstudiengang. Einige Bildungsträger bieten die Möglichkeit eines ausbildungsintegrierten Studiengangs.

Wo kann ich nach der abgeschlossenen Ausbildung arbeiten?

Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten arbeiten nicht nur in Praxen für Ergotherapie oder in gesundheitlichen Versorgungseinrichtungen, sondern eben auch da, wo der Alltag stattfindet: In der Schule oder Kita, in Stadtteilzentren, in Werkstätten für Menschen mit Behinderung, in Betrieben und Unternehmen – etwa beim Job-Coaching, im familiären oder generell im häuslichen Umfeld.

Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten klären, wie die betroffenen Menschen ihren Alltag bewältigen und wo Veränderungsbedarf besteht. Sie gestalten ihre Interventionen praktisch und entwickeln individuelle Lösungen mit ihren Klienten. Dabei ist es wichtig, Angehörige oder andere Personen einzubeziehen und das Lebensumfeld des Klienten zu betrachten. Denn auch das ist Ergotherapie: Räumliche Gegebenheiten zu verändern. Geeignete Hilfsmittel zu finden, zu erfinden oder diese anzupassen und die Klienten im Umgang damit zu schulen. Es geht darum, Wege zu finden, die unterstützen und auch in anderen Situationen nützlich sind. Ergotherapie wirkt – nachhaltig und mit einem Blick aufs Ganze. Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten arbeiten sowohl mit einzelnen Menschen als auch mit Gruppen und Gemeinschaften. Oft sind sie kompetente Berater im betrieblichen Gesundheitsmanagement oder engagieren sich im Bereich der gemeinwesenorientierten Ergotherapie. Um Ressourcen optimal zu nutzen und um die bestmögliche Versorgungsqualität zu erreichen, arbeiten Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten mit unterschiedlichen Berufsgruppen zusammen, zum Beispiel mit Physiotherapeuten, Pflegenden, Logopäden, Ärzten, Ernährungsberatern, Psychologen, Psychotherapeuten oder Sozialarbeitern.

Welche Entwicklungsmöglichkeiten habe ich?

Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten engagieren sich für die Anwendung und Weiterentwicklung wissenschaftlicher Erkenntnisse der Ergotherapie. Dazu gehört auch, das eigene Wissen und die individuellen Kenntnisse regelmäßig aufzufrischen und zu erweitern.

Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten können ihr Wissen in Spezialbereichen vertiefen – zum Beispiel für spezifische Interventionsformen bei Menschen mit dementiellen Erkrankungen. Sie können sich spezialisieren – zum Beispiel auf die ergotherapeutische Behandlung von Kindern, älteren Menschen, Menschen mit erhöhtem Pflegebedarf. Sie können ihr Wissen erweitern – zum Beispiel indem Sie sich zum Jobcoach weiterbilden oder eine Zusatzausbildung in systemischer Beratung absolvieren.

Nach einer abgeschlossenen Berufsausbildung kann Ergotherapie in einem Studium vertieft werden. Dieses Studium, das unter bestimmten Voraussetzungen auch beruflich qualifizierten Personen ohne Abitur oder Fachhochschulreife offensteht, wird entweder in Teil- oder Vollzeit durchgeführt und zumeist von privaten Bildungsträgern angeboten. Master-Studiengänge qualifizieren Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten unter anderem für Tätigkeiten in Wissenschaft und Forschung, in Aus-/Weiterbildungsinstitutionen des Gesundheitswesens und für Leitungsaufgaben in Therapieabteilungen von Kliniken, Krankenhäusern, Rehabilitationseinrichtungen. Sie berechtigen zur Promotion und Habilitation.