Was machen Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten eigentlich?
Die Physiotherapie ist ein natürliches Heilverfahren und umfasst passive (vom Therapeuten bzw. der Therapeutin geführte), taktil unterstützte (vom Therapeuten bzw. der Therapeutin initiierte), assestive (gemeinsam ausgeführte) und aktive (durch den Patienten bzw. die Patientin selbständig ausgeführte) Bewegungstherapie sowie physikalische Maßnahmen. Sie wird eingesetzt zur Vorbeugung von Krankheiten, bei der Behandlung konkreter Beschwerden, insbesondere des Bewegungsapparats, sowie in der Rehabilitation.
Maßnahmen der physikalischen Therapie wie zum Beispiel Massagen, Elektrotherapie, Kälte- oder Wärmebehandlungen ergänzen die aktive Therapie. Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten unterstützen Patientinnen und Patienten, die alters-, krankheits- oder unfallbedingt eingeschränkt sind, und führen nach ärztlicher Diagnostik selbständig und individuell auf die Patientin und den Patienten abgestimmte Therapiemaßnahmen durch. Sie beraten Unternehmen, Organisationen und Einzelpersonen, um Gesundheitsbewusstsein zu stärken, gesundheitlichen Problemen vorzubeugen und individuelle Fähigkeiten aufzubauen. Sie führen Einzel- und Gruppentherapien durch, Bewegungsübungen mit und ohne Geräte, Atemtherapie, Massagen, Elektrotherapien, Wärme- oder Hydrotherapien sowie zahlreiche weitere spezialisierte Therapieformen. Darüber hinaus unterweisen Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten Patientinnen oder Patienten in der Frage geeigneter Hilfsmittel, motivieren zu Eigenaktivität und Ausdauer und leiten zur selbstständigen Durchführung von krankengymnastischen Übungen an.
Stimmen aus Ausbildung und Berufsalltag
Simona, 20 Jahre, Auszubildende
„Ich werde Physiotherapeutin, weil ich der Gesellschaft den Wert ihres immer mehr in die Unwichtigkeit gedrängten Körpers bewusstmachen will.“
Maria, 19 Jahre, Auszubildende
„Ich werde Physiotherapeutin, damit ich durch mein Fachwissen den Patienten unterstützen kann, sein Ziel zu erreichen, und ihn auf seinem Regenerationsweg begleiten kann.“
Elisa, 22 Jahre, Auszubildende
„Ich werde Physiotherapeutin, weil ich alles über den menschlichen Körper erfahren will und gerne mit Menschen aller Altersgruppen auf einer ganz besonderen Beziehungs- und Berührungsebene zusammenarbeiten möchte.“
Angelika, 20 Jahre, Auszubildende
„Ich werde Physiotherapeutin, weil ich mir in diesem Beruf Zeit für meine Patienten nehmen kann und ihnen durch meine Nähe, meine Hände und mein Wissen über den menschlichen Körper wieder auf die Beine helfen kann.“
Katharina M., Berufseinsteigerin
„Ich arbeite seit einem Jahr als Physiotherapeutin in einer Praxis in der Münchner Innenstadt. Physiotherapeutin zu sein bedeutet für mich immer in Bewegung zu sein, während und zwischen den Behandlungen, aber auch physisch wie geistig. Es wird nie langweilig oder einseitig. Man hilft Menschen, ist für sie da und macht sie wieder leistungsfähig für Alltag und Freizeit. Man selbst entwickelt sich immer weiter und lernt dadurch viel über Körper und Geist, aber auch über sich selbst. Der Beruf des Physiotherapeuten vereinigt Bewegung, Soziales und medizinisches Wissen und ist unabdingbar für unsere Gesellschaft.“
Wie werde ich Physiotherapeutin oder Physiotherapeut?
Voraussetzungen
Hier sind einige Voraussetzungen, die Du unbedingt mitbringen solltest, wenn Du Dich für diese Ausbildung entscheidest:
- Interesse an Themen wie Gesundheit und Bewegung
- Bewegungsfreude, motorisches Geschick, Belastbarkeit
- Aufgeschlossenheit, Freude am Umgang mit Menschen
- Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen und selbständig zu handeln
- Verschwiegenheit über Patientenbelange
Für die Ausbildung ist grundsätzlich mindestens ein mittlerer Schulabschluss oder eine gleichwertige Vorbildung erforderlich. Mit einem Hauptschulabschluss und einer anschließenden abgeschlossenen Berufsausbildung von mindestens zweijähriger Dauer kann die Ausbildung ebenfalls begonnen werden.
Ausbildungsbeschreibung
Die Ausbildungsdauer beträgt in Vollzeit drei Jahre und findet in theoretischem und praktischem Unterricht in einer Berufsfachschule für Physiotherapie sowie für den praktischen Teil in einer Praxis oder einer Klinik statt.
Die Ausbildung ist bundesweit einheitlich geregelt und endet mit einer staatlichen Prüfung. Im Anschluss an die erfolgreich abgeschlossenen Abschlussprüfungen erhalten Absolventinnen und Absolventen die staatliche Anerkennung und die Erlaubnis zum Führen der Berufsbezeichnung „Physiotherapeutin“ oder „Physiotherapeut“.
Daneben besteht die Möglichkeit, Physiotherapie als Modellstudiengang (das Modell ist vorerst befristet bis 2024) an der Technischen Hochschule Rosenheim zu studieren. Mit erfolgreichem Abschluss des Studiums erhalten Absolventinnen und Absolventen neben der Berufszulassung den Bachelor of Science (B.Sc.). Voraussetzung für das Studium ist die Allgemeine oder fachgebundene Hochschulreife.
Wo kann ich nach der abgeschlossenen Ausbildung arbeiten?
Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten haben vielfältige Chancen auf dem Arbeitsmarkt und individuelle Entwicklungsmöglichkeiten. Sie arbeiten mit Menschen, deren Bewegungsmöglichkeiten aus den verschiedensten Gründen eingeschränkt sind und unterstützen Patientinnen und Patienten bei der Erhaltung, Wiederherstellung und Verbesserung der Beweglichkeit. Darüber hinaus spielt die Vorbeugung gesundheitlicher Probleme eine immer größere Rolle – zum Beispiel auch vor dem Hintergrund einer immer älter werdenden Bevölkerung.
Die Behandlung findet dabei nicht nur in physiotherapeutischen Praxen oder Krankenhäusern statt, sondern auch in Altenheimen, Rehabilitationszentren, Einrichtungen zur Eingliederung und Pflege von Menschen mit Behinderung, Sportstätten in Betrieben oder Wellnessanlagen/Wellnesshotels. Das Patientenspektrum in der Physiotherapie deckt alle medizinischen Fachbereiche ab. Der Beruf ist für die Patientenversorgung in Deutschland unverzichtbar.
Welche Entwicklungsmöglichkeiten habe ich?
Der Beruf der Physiotherapeutin und des Physiotherapeuten entwickelt sich ständig weiter. Sowohl die Fortschritte in der modernen Medizin als auch die sich in diesem Rahmen verändernden physiotherapeutischen Arbeitsgrundlagen erfordern von den Physiotherapeuten die Bereitschaft zur ständigen Fort- und Weiterbildung.
In der täglichen Praxis werden Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten aufgefordert, patienten- und problemorientiert zu arbeiten, dabei aber auch den aktuellen Forschungsstand zu berücksichtigen und die Wirtschaftlichkeit im Auge zu behalten.
Die Fortbildungsangebote reichen von der Primärprävention bezogen auf die Handlungsfelder Bewegungsgewohnheiten, Risikominimierung und Entspannung bis hin zur/zum betrieblichen Gesundheitsförderung/-management. Auch Spezialisierungen in bestimmten Bereichen wie zum Beispiel der Orthopädie, der Neurorehabilitation oder der Geriatrie sind möglich.
Wer sich speziell für wissenschaftliches Arbeiten oder eine Tätigkeit in der Forschung und Lehre interessiert, hat die Möglichkeit, Physiotherapie grundständig zu studieren. Die Ausbildung an einer Berufsfachschule wird hierbei durch eine akademische Ausbildung ersetzt.
Auch die akademische Ausbildung beinhaltet sehr viel Praxis und bereitet damit die Studierenden sehr gut auf einen reflektierten Einsatz am Patienten vor. Ein zusätzlicher Schwerpunkt liegt auf dem Verständnis von und dem Arbeiten mit wissenschaftlichen Inhalten. Die akademische Ausbildung ist damit ein idealer Einstieg in Forschung und Lehre und eine gute Voraussetzung für diejenigen, die in therapeutischen und nichttherapeutischen gehobenen Positionen des Gesundheitswesens tätig werden wollen oder im Ausland als Physiotherapeut arbeiten möchten.