Ab dem 1. Juli wird das vom bayerischen Gesundheitsministerium geförderte Online-Beratungsangebot rund um den Themenbereich Demenz durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) noch schneller und zugleich umfassender. Darauf hat Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach am Sonntag hingewiesen. Die Ministerin betonte: „Künstliche Intelligenz bietet große Chancen auch im Gesundheits- und Pflegebereich. So kann ab dem Montag die Online-Demenzsprechstunde gezielt auf wissenschaftliche Studien, Literatur und Leitfäden zugreifen, die auf den neuesten Forschungsergebnissen basieren.“
Die KI-basierten Sprachmodelle und KI-gestützten Suchmaschinen dienen dem Beratungsteam als Werkzeuge zur „Hintergrundrecherche“. Sie werden nicht in der direkten Beratung eingesetzt.
Die Online-Demenzsprechstunde wird vom gemeinnützigen Verein Desideria Care e. V. angeboten und vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention gemeinsam mit der sozialen und privaten Pflegeversicherung als Modellprojekt über einen Zeitraum von drei Jahren gefördert. Die Webseite der Online Demenzsprechstunde des Vereins Desideria Care e. V. startete am 30. Oktober 2023. Seit Start der Beratung gab es 150 Anfragen in der Mail-Beratung. Einige Ratsuchende wenden sich mehrfach mit weiteren Themen an das Experten-Team. In der Chatberatung wurden bislang 387 Nachrichten (Stand 19.06.2024) empfangen.
Gerlach unterstrich: „Die Bayerische Staatsregierung setzt bereits seit 2013 die ressortübergreifende Bayerische Demenzstrategie um. Zu deren umfassender Zielsetzung gehört auch eine bedarfsorientierte Betreuung, Pflege und medizinische Versorgung. Die Online-Demenzsprechstunde ist eine der vielzähligen Maßnahmen im Rahmen der Bayerischen Demenzstrategie. Mit diesem Angebot sollen sowohl Menschen mit Demenz als auch deren An- und Zugehörige gestärkt und frühzeitig erreicht werden.“
Gerlach ergänzte: „Eine demenzielle Erkrankung fordert nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch das familiäre Umfeld in hohem Maße. Wir wissen, dass sich viele Menschen gar nicht oder erst sehr spät im Verlauf einer demenziellen Veränderung diagnostizieren lassen. Ohne Diagnose bleiben jedoch häufig Wege in leistungserschließende und psychosoziale Beratungs- und Unterstützungsstrukturen verschlossen. Die Online-Demenzsprechstunde gibt erste Hilfestellung bei Fragen rund um Diagnosestellung sowie Umgang mit der Erkrankung und leitet die Ratsuchenden im Bedarfsfall an lokale Unterstützungsstrukturen weiter.“
Gerlach fügte hinzu: „Die Online-Demenzsprechstunde wird von einem interdisziplinären Team von Expertinnen und Experten durchgeführt, das die Fachbereiche Neuropsychologie, Gerontologie und Neurologie abdeckt. Im Rahmen des Projektes wird zudem ein Live-Chat Angebot speziell für Hausärztinnen und Hausärzte erprobt, in dem medizinische Fragen an das Team gerichtet werden können.“
Die Ministerin ergänzte: „Laut einer Studie aus dem Jahr 2022 nehmen aktuell lediglich 15 Prozent der Angehörigen Beratung in Anspruch, viele haben einen ungedeckten Beratungsbedarf. Um diese Gruppe zu erreichen, bedarf es neuer Wege und Kommunikationsstrategien. Die Online-Demenzsprechstunde bietet deshalb insbesondere in den Randzeiten sowie an Samstagen und Feiertagen einen Live-Chat sowie darüber hinaus eine E-Mail Beratung an. Ergänzend dazu finden Ratsuchende einen großen FAQ-Bereich, in dem eingegangene Fragen und Antworten redaktionell aufbereitet und in anonymisierter Form veröffentlicht werden.“
Gerlach betonte: „Vorrangig wenden sich Frauen an die Demenzsprechstunde, die meisten davon sind Töchter von Betroffenen. Das zeigt, dass oft die Kinder das Internet als Informationsquelle nutzen, im Hintergrund recherchieren und die Hauptpflegeperson unterstützen.“ Erste Auswertungen zeigen, dass die Online-Demenzsprechstunde häufig zur Überbrückung zum Facharzttermin oder zum Einholen einer Zweitmeinung genutzt wird. Dies geschieht meistens an Feiertagen und zu Randzeiten.
Die Webseite der Online Demenzsprechstunde ist unter www.frag-nach-demenz.de abrufbar.