Bayerns Gesundheits- und Präventionsministerin Judith Gerlach hat davor gewarnt, die Gefahren durch Alkohol- und Medikamentenmissbrauch im Alter zu unterschätzen. Gerlach betonte am Freitag: „Mit unserer Befragung ‚Suchtsurvey 65+‘ liegen erstmals repräsentative Daten zum Suchtmittelkonsum älterer Menschen in Bayern vor. Die zentralen Ergebnisse stellt der neue Gesundheitsreport des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) vor.“
Die Ministerin fügte hinzu: „Es fällt auf: Alkohol ist auch im Alter das am stärksten verbreitete Genuss- und Suchtmittel in Bayern. Rund jeder zehnte Befragte weist dabei einen problematischen Alkoholkonsum auf. Das ist bedenklich.“
Gerlach unterstrich: „Die Ergebnisse vermitteln einen realistischen Eindruck von dem Suchtmittelkonsum älterer Menschen. Sie eröffnen uns so die Chance, zu sensibilisieren und mit entsprechenden Präventionsmaßnahmen zielgerichtet gegenzusteuern. Wir wollen Sucht verhindern, noch bevor sie entsteht.“
Der ‚Suchtsurvey 65+‘ wurde vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention beauftragt und durch das IGES-Institut Berlin durchgeführt. Im Rahmen der Befragung wurden mehr als 4.000 Personen im Alter ab 65 Jahren über deren Umgang mit Suchtmitteln wie Alkohol und Tabak sowie den Konsum von potenziell suchterzeugenden Medikamenten telefonisch befragt. Aber auch weitere Merkmale wie der soziale Status und der Gesundheitszustand wurden erhoben.
Prof. Dr. Christian Weidner, Präsident des LGL, erläuterte: „Rund 12 % der Personen ab 65 Jahren trinkt mindestens viermal die Woche Alkohol. Zudem nehmen über 16 % der Über-65-Jährigen zwei- bis dreimal die Woche Alkohol zu sich und die Hälfte der Personen ab 65 Jahren (53 %) trinkt zumindest einmal pro Monat Alkohol. Dies zeigt uns, dass der Alkoholkonsum auch bei älteren Menschen ein wichtiges Präventionsthema bleibt.“
Die Gründe für den Alkoholkonsum sind laut der Studie vielfältig. Für fast drei Viertel der Konsumenten (74 %) ist der geschmackliche Genuss ausschlaggebend, jeweils etwa ein Fünftel gab wiederum an, dass Alkohol dabei hilft, zu entspannen (21 %) oder besser einzuschlafen (20 %). Außerdem ergab die Befragung, dass besonders belastende Ereignisse im Leben, wie beispielsweise der Verlust einer nahestehenden Person, mit einem problematischen Alkoholkonsum bei den Betroffenen in Verbindung stehen.
Prof. Weidner ergänzte: „Bei einem Teil der Über-65-Jährigen fällt zudem ein problematischer Konsum von abhängig machenden Medikamenten auf. Beispielsweise gab etwas mehr als ein Viertel an, opioidhaltige Schmerzmittel in größeren Mengen oder über einen längeren Zeitraum als verschrieben oder länger als ursprünglich beabsichtigt eingenommen zu haben. Fast ein Fünftel der Befragten berichtete, opioidhaltige Schmerzmedikation auch aus anderen Gründen, z. B. aufgrund einer Verstimmung oder Aufregung, gewählt zu haben. Im Zuge des demografischen Wandels und der Zunahme älterer Menschen wird auch dies künftig eine größere Herausforderung im Rahmen der Prävention werden.“
Gerlach betonte: „In Bayern gibt es ein flächendeckendes Netz von Einrichtungen, die Unterstützung rund um Fragen zu Suchtmitteln, deren Konsum und Abhängigkeitserkrankungen bieten. Hierzu zählen insbesondere die rund 110 ambulanten Psychosozialen Suchtberatungsstellen für Personen, die suchtgefährdet oder suchterkrankt sind, sowie deren Angehörige.“
Auch die Koordinierungsstelle der bayerischen Suchthilfe (KBS) listet auf Ihrer Internetseite Adressen und Telefonnummern der Suchthilfeeinrichtungen in Bayern auf. Eine telefonische Beratung für Betroffene und Angehörige über Hilfsmöglichkeiten in Bayern bietet beispielweise darüber hinaus auch die Suchthotline München.
Den neuen Gesundheitsreport finden Sie unter: https://www.bestellen.bayern.de/shoplink/lgl_gesrep_00025.htm.
Der Projektbericht zur Suchtsurvey 65+ (IGES, 2022) sowie eine Kurzfassung der Ergebnisse sind ebenfalls auf der Seite des LGL abrufbar unter:
https://www.lgl.bayern.de/gesundheit/gesundheitsberichterstattung/themen/suchtsurvey_65plus.htm.