Wechseljahre können sich verrückt anfühlen
Müssen sie aber nicht. Wir wollen Frauen dabei unterstützen, gut durch die Zeit der Wechseljahre zu gehen und für sich zu sorgen. Die körperlichen Veränderungen sind auch als Chance anzusehen – als einen Wechsel in einen Lebensabschnitt, der neu ist, aber nicht schlechter. Und vor allem: ein Wechsel, über den man offen sprechen kann. Schluss mit Tabus und Vorbehalten – es ist Zeit für eine neue Offenheit!
„Die Wechseljahre sind keine reine Privatangelegenheit von Frauen, sondern eine Lebensphase, die jede Frau durchläuft. Damit sind sie auch ein Thema für die ganze Gesellschaft, über das gesprochen werden sollte.“
– Judith Gerlach, MdL, Bayerische Staatsministerin für Gesundheit, Pflege und Prävention
Rätsel • körper • schwankungen
Der weibliche Körper ist komplex, und so auch seine Veränderungen. Jede Frau kommt in die Wechseljahre und geht aus ihnen auch wieder heraus. Häufig sogar gestärkt und mit einer ganz neuen Beziehung zu ihrem eigenen Körper. Die Wechseljahre sind also nicht das Ende eines Lebensabschnitts. Ganz im Gegenteil: Man könnte sagen, sie sind der Beginn von etwas Neuem.

Was passiert in den Wechseljahren?
Häufige Beschwerden in den Wechseljahren
Manche Frauen erleben während der Wechseljahre starke Beschwerden, andere bekommen sie kaum mit. Jede Frau ist eben anders. Und nicht alle Veränderungen lassen sich durch die hormonelle Umstellung erklären. Zeitgleich mit den Wechseljahren beginnt oft auch eine neue Lebensphase, die Herausforderungen für Körper und Geist mit sich bringt.

Lesen Sie mehr über Beschwerden in der Broschüre zum Jahresschwerpunkt Wechseljahre.
Auf Herz und Knochen prüfen
Die hormonelle Umstellung ist eine große Aufgabe für den weiblichen Körper. Er verändert sich – und mit ihm das Risiko für bestimmte Krankheiten. Plötzlich sprechen Ärztinnen und Ärzte über Knochendichte oder Herzinfarkt. Und das ist auch gut so.

Das Wohlbefinden steigern
Hitzewallungen on the job
Was für eine schöne Vorstellung, wenn solche Sätze im Büro ganz normal wären. Frauen sprechen über Beschwerden, als hätten sie eine Erkältung. Kollegen und Kolleginnen oder die Führungskraft bemerken Veränderungen – sei es positiv oder negativ – und sprechen diese offen an. Und diese Vorstellung ist gar nicht so unrealistisch. Wir müssen nur anfangen, darüber zu sprechen:
- über emotionale Herausforderungen, die manchmal zu Reizbarkeit oder Traurigkeit führen.
- über körperliche Veränderungen, die teils mit weniger Energie, teils mit großem Veränderungswillen einhergehen. Und manchmal mit einem klatschnassen T-Shirt, obwohl es Winter ist.
Wir sollten auch darüber sprechen, dass Frauen in dieser Lebensphase über eine große Lebenserfahrung verfügen. Im Berufsalltag agieren sie oft mit souveräner Gelassenheit. Davon können Kolleginnen und Kollegen unmittelbar profitieren, aber auch das Unternehmen als Ganzes.

Was Frauen belastet
Wie geht es Frauen in den Wechseljahren an ihrem Arbeitsplatz, und was wünschen sie sich? Genau das wollten zwei Wissenschaftlerinnen herausfinden. Mit ihrem Forschungsprojekt „MenoSupport“ starteten sie 2023 die erste deutschlandweite Befragung zum Thema Wechseljahre am Arbeitsplatz. 2.119 Frauen nahmen daran teil. Besonders interessant waren diese Ergebnisse: 52 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu, dass das Thema Wechseljahre an ihrem Arbeitsplatz ein Tabuthema ist. 46 Prozent sagen, dass an ihrem Arbeitsplatz nie über das Thema Wechseljahre gesprochen wird. Gefragt wurde auch, welche Wechseljahresbeschwerden zu Beeinträchtigungen am Arbeitsplatz geführt.


Was sich Frauen wünschen
Bei den befragten Frauen besteht ein großer Wunsch nach Kommunikation. 68 Prozent der Befragten wünschen sich eine offene Kommunikation zum Thema Wechseljahre am Arbeitsplatz. Gleichzeitig gibt es aber auch den Wunsch, etwas zu tun. So sagen 57 Prozent der Befragten, sie wünschen sich Unterstützungsangebote vom Arbeitgeber oder der Arbeitgeberin zum Thema Wechseljahre. Die Wissenschaftlerinnen haben die Frauen auch ganz konkret danach gefragt, welche Maßnahmen ihnen helfen würden:
- „Rückzugsorte, an denen man kurz entspannen kann.“
- „Flexible Arbeitszeiten.“
- „Gesunde Mahlzeiten in der Kantine.“

Was können Führungskräfte, Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber tun?
- Sich mit dem Thema vertraut machen.
- Die Mitarbeitenden für das Thema sensibilisieren (zum Beispiel durch Workshop oder Infoveranstaltung).
- Eine Projektgruppe gründen, die Verbesserungen für den Berufsalltag erarbeitet.

Was können Mitarbeitende tun?
- Sich an den Betriebsrat oder die Gleichstellungsbeauftragte wenden. In kleineren Unternehmen: die Personalabteilung ansprechen.
- Arbeitgeber auf betriebliche Sport- oder Entspannungsangebote ansprechen.
Wechseljahre kennen keine Grenzen
Frauen auf der ganzen Welt durchleben diese besondere Zeit – und jede auf ihre Art. So individuell die Wechseljahre auch wahrgenommen werden, so prägend ist dennoch der gesellschaftliche Umgang damit. In Deutschland ist das Thema häufig noch schambehaftet, aber es macht sich allmählich eine neue Offenheit breit.
Manche Kulturen begegnen den Wechseljahren schon seit jeher mit mehr Wohlwollen oder auch Gelassenheit.

Japan
Sieh es mal positiv
Auf Japanisch heißt Menopause Konenki. Wörtlich übersetzt bedeutet ko „Erneuerung und Regeneration“, nen bedeutet „Jahr“ und ki steht für „Energie“. Es ist also eine Zeit der Erneuerung. Während im Deutschen nur vom Ausbleiben der Periode gesprochen wird, wortwörtlich also von einer Pause, wird diesem wichtigen Zeitabschnitt in der japanischen Sprache allein durch die Benennung dieser Zeit mehr Bedeutung gegeben und sie zusätzlich positiv besetzt.

Neuseeland
Mit den Wechseljahren kommt das Upgrade
Māori-Frauen bekommen nach der Menopause einen Ehrentitel: Dieser lautet Kuia, was so viel bedeutet wie „weise Alte“. Während Frauen, die Kinder bekommen, für die körperliche Nahrung zuständig sind, sind die Frauen nach der Menopause für die geistige Nahrung verantwortlich. Frauen können dann auf Stammesebene politische Aktivitäten organisieren. Māori sind die ersten Besiedler Neuseelands. Noch heute haben rund 14 Prozent der neuseeländischen Gesamtbevölkerung Māori- Wurzeln.

Georgien
Hier kommen die Wechseljahre immer zwei Mal
Abseits der modernen Gesellschaft, in den Bergregionen Georgiens, hat die Ethnologin Prof. Godula Kosack lange geforscht. Hier hat sie erfahren, dass die Menschen zwei Mal im Leben einer Frau von den Wechseljahren sprechen: einmal ist der Übergang von der Kindheit zur Jugend gemeint, und ein zweites Mal, wenn die Fruchtbarkeit der Frau endet. Es ist jeweils eine Phase des Übergangs und der Veränderung. In der deutschen Sprache gibt es ein ähnliches Phänomen: Hier sprechen wir gelegentlich von der „zweiten Pubertät“, wenn wir die Wechseljahre meinen.